Vorgeschichte:
Schnell erzählt... am 28.11.2011 versuchte ich auf Arbeit,
„Wavebreaker“-Karten zu ergattern, ging aber in die Hose. (Musste der
Kartenvorverkauf ausgerechnet an einem Montag losgehen? Die Vorreservierung wie
damals für das Konzert am 5. Juli 2009 wurde nicht mehr berücksichtigt.) Dank
M. bekamen wir doch noch normale Stehplatzkarten. Hätte ich nachher auf eBay
nach den Wavebreaker-Karten suchen sollen? Hätte ich… ich tat’s aber nicht, es
war auch gut so.
Wien, 12. Juli 2012:
Ich wachte an diesem Morgen mit einer ziemlich großen Leere in
mir auf – nein, das Konzert von den Stubnblues am Abend davor im Theater am
Spittelberg war sogar sehr schön – aber der Gedanke an das (vorläufig) letzte Springsteen-Konzert
und auch die Sehnsucht nach Zürich/Rapperswil machten mich fertig. Ich fragte
mich, was Bruce heute in Wien liefern würde („The Promised Land“ muss einfach
drinnen sein!). Ich erinnerte mich wieder an „Don’t Look Back“ und mein blödes
Grinsen a la Zürcher Art kehrte zurück ;-)
Kurz vor 15 Uhr kam ich bei der U2-Station „Stadion“ an und
M. erschien kurze Zeit später, wir stellten uns beim Eingang an. Die Wartezeit
verlief schnell, da „festaklein“ aus dem river.at-Forum (und später auch sein
Anhang) sich zu uns gesellten. Wir rätselten noch, wann Einlass sein würde (17
Uhr oder doch 17:30 Uhr?), was M. dann lakonisch mit einem „Weder noch“
kommentierte, als wir um 17:15 Uhr eingelassen wurden. (Über das kotzende
Mädchen möchte ich nicht in Detail eingehen, aber schlimm, wenn man kurz vor
einem Springsteen-Konzert kollabieren muss…) Im Stadion ging es fast wie in
einem Dorf zu: Viele bekannte Gesichter gesehen und getroffen ;-) Für das
Konzert wurde das Wort „PÜNKTLICH“ großgeschrieben, ich rechnete mit einem
klassischen „cum temporem“, aber es dauert doch eine gute Dreiviertelstunde,
bis „The Magnificent Seven“ ertönte…
Konzert:
Unspektakulär begann die Show mit „We Take Care Of Our Own“
und „Wrecking Ball“ und ich war über den breiigen, an mir vorbeigehenden Sound
im Stadion entsetzt. Nichtsdestotrotz waren Bruce und die ESB auf der Bühne und
ich ging bei „BADLANDS“ wieder mit, hüpfte, schrie, klatschte, sang dieses „For
the ones who had a notion, a notion deep inside that IT AIN’T NO SIN TO BE GLAD
YOU’RE ALIVE“ für ein (vorläufig) letztes Mal mit… weiter ging’s mit „Death To
My Hometown“ und erwarteterweise zu „Spirit In The Night“. Nach zwei Konzerten
wieder das „Yeeaaaaah Yeeaaaaah“ von Cindy Mizelle ging mir ziemlich auf die
Nerven, aber ist ja schon gut! Request-Schilder wurden gesammelt und ich
glaubte, ein Déjà vu zu haben, als Bruce und Stevie in diesem Stadion wieder
„Rendezvous“ spielten. Bruce bekam sogar ein „Jersey Girl“-Leibchen in die Hand
gedrückt, aber zum Glück registrierte er, dass dieser Schmäh ein zweites Mal
nicht rennen kann. „LOOSE ENDS“ war einfach klass‘, trotz diesem Sound und über
„EMPTY SKY“ habe ich mich so sehr gefreut. Der Himmel über das Stadion war
nicht so ganz „empty“, ein wenig getröpfelt hat es auch, reichte aber nicht zu
einem „Who’ll Stop The Rain?“ ;-) Während ich das Lied in mich verinnerlichte
(Hand aufs Herz, Augen geschlossen und den Text mitgemurmelt), erinnerte ich mich an früher:
Die nächtlichen Autofahrten im Wienerwald, begleitet von einem krachenden
„Empty Sky“ aus der „The Rising“-CD und der Titel der KURIER-Sonderausgabe vom
25. Juni 2003, „Empty Sky über Wien“, ich habe diesen Artikel noch :-) bei
„TRAPPED“ bebte das Stadion und die Sori war mittendrin gefangen. Nach „Jack Of
All Trades“ ertönte „Because The Night“, wobei Nils wieder eines seiner
genialen Gitarrensoli ablieferte. Nun versuchte Bruce an „Johnny 99“, ich
rollte verzweifelt mit den Augen gen Himmel, lehnte mich hinten an den Zaun.
Bruce brach ab, fluchte etwas Unverständliches (angeblich ein „fucked up“), er
wechselte die Gitarre und – juhuu! – die
ersten Takte von „DARLINGTON COUNTY“ erklangen. Nach „Working On The Highway“
und „Shackled & Drawn“ kam das unvermeidliche „Waitin‘ On A Sunny Day“. Ich
bild mir bis jetzt immer noch ein, dass der Bua, der auf der Bühne souverän den
Refrain singen konnte und sogar in der richtigen Richtung „C’mon E Street
Band!“ rief, gewachsen ist… war das nicht der Jüngling, der in München 2009 den
Refrain von „Spirit In The Night“ und in Wien 2009 den von „Waitin‘“ sang? Mit
„Raise Your Hand“ lieferte Bruce uns eine weitere Überraschung und die Krönung
war dann, wie er sich ans Klavier setzte. Wegen dem bescheidenen Klang im
Stadion brauchte ich eine Weile, bis ich „TOUGHER THAN THE REST“ erkannte… wow,
endlich ein Lied aus „Tunnel Of Love“! Als ob dies nicht genug war… „Tougher“
war königlich, kaiserlich wurde es mit „RACING IN THE STREET“. […] Mir fehlen immer noch die Worte, kann sie
nicht finden… […] Nach „The Rising“ folgte ein wenig Armgymnastik in
„Lonesome Day“ und der Zug fuhr auch nach Wien zum „Land Of Hope And Dreams“.
„We are alive“ war wunderschön, „Born In The U.S.A.“ konnte
wieder ins Stadion krachen und nun nahte das Finale mit „Born To Run“. Mit
„Hungry Heart“ ging es weiter zu „Glory Days“, was er am 5. Juli 2009
ausgelassen hat ;-) „SEVEN NIGHTS TO ROCK“… ich flippte wieder aus und
versuchte zu tanzen – verdammt, warum kuschelt sich mein blader Stehnachbar
immer näher an mich heran? Ich hatte am Anfang des Konzerts noch ausreichend
Platz und M. neben mir hat sich sowieso keinen einzigen Millimeter bewegt (er
ist der Typ eines „inneren“ Ausflippers). „Dancing In The Dark“ wurde seit
Mailand 2012 zu einem Massenauflauf an Publikumstänzer auf der Bühne, was ich
nicht mehr so besonders finde… überhaupt, an das Ostberliner Mädel 1988 kommt
keine mehr ran – außer Adele Zirilli Springsteen ;-)
Noch einmal „Rotz & Wossa“ heulen bei „Tenth Ave“ und
Bruce entließ uns mit einem fulminanten „Twist & Shout“ aus dem Stadion…
… die Heimfahrt trat ich in den U-Bahnen an, auf dem Weg und
in den Waggons weitere bekannte Gesichter gesehen ;-)
Kam gegen 1 Uhr in der Früh nach Hause… ans Schlafen war
überhaupt nicht zu denken, ich öffnete eine Flasche Stiegl und las noch etwas
aus einem Buch, um herunterzukommen…
Papierene Erinnerungen an das Wien-2012-Konzert |
Nachtrag: Ich erwähnte, dass „Tougher“ königlich war,
„Racing“ kaiserlich, aber päpstlich war … „Empty Sky“. Wenn ich an meine
Springsteen-Konzerte denke und rufe „Zürich 2012“ auf, fällt mir „Don’t Look
Back“ ein. Ich rufe „Wien 2003“ auf, poppt „Thunder Road“ auf. Erinnere ich mich an
„München 2009“, fühle ich „Spirit In The Night“. Denke ich aber an „Wien 2012“,
starrt mich „Empty Sky“ an.
Danke Bruce Springsteen and the E Street Band! Ich freue
mich auf 2013!