Freitag, 28. März 2014

Ernst Molden und sein "Wien Mitte"

Bis auf wenige Ausnahmen (in der Heimat, in fremden Betten, einmal kam sogar ein Mann dazwischen) pflege ich an Samstagen mein Ritual nach dem Aufstehen: Die Wohnung verlassen und den KURIER aus meinem Briefkasten holen. Die Wohnung wieder betreten und aus dem KURIER die „freizeit“ herausfischen, die letzte Seite aufschlagen und die Kolumne lesen. Meistens breitet sich ein fröhliches Grinsen auf meinem Gesicht aus, manchmal lache ich laut heraus, wenige Male schlucke ich einen Kloß im Hals hinunter. Am 9. März 2013 konnte ich nach dem Lesen nichts anderes tun, als meine Hörgeräte in die Ohren hineinzustöpseln, die „ohne di“ aus dem BENNO zu holen, aus der Anlage das Lied Nr. 4 von der CD anzuhorchen und mit dem Autor der Kolumne zu fühlen.

Endlich gibt es ein Buch über seine Kolumnen. Ich kaufte es mir am 24. Februar 2014 im Rahmen der Buchpräsentation im Rabenhof-Theater.

Die Buchpräsentation mit lesender Unterstützung von Ursula Strauss und musikalischer Unterstützung von Walther Soyka wurde schon länger angekündigt, aber ich ließ mir relativ lange Zeit, um eine Karte zu kaufen. Irgendwann entschied ich mich dafür und fand noch einen einsamen freien Platz in der vierten Reihe und schickte die Bestellung los. Dennoch sah ich dem Abend mit gemischten Gefühlen entgegen, weil ich Frau Strauss gegenüber ambivalente Gefühle hege. Ich habe sie mit Ernst Molden bei der Eröffnung der Wiener Festwochen 2013 im Fernsehen gesehen (zum Rathausplatz gehen wollte ich nicht mehr, weil es so heftig geschüttet hat) – mich hat ihre Interpretation von „flagduam“ nicht besonders begeistert. Dafür hat sie mich aber mit ihrem Auftritt im Schauspielhaus wenige Tage zuvor überzeugt. Den Abend eröffneten Ernst & Walther mit „Rudolfstiftung“, Ursula Strauss ist eine wunderbare Vorleserin der Kolumnen, wobei „Vorleserin“ sich wie „abgespult“ und „heruntergerattert“ anliest. Sie hat nicht nur vorgelesen, sondern den geschriebenen Worten Leben eingehaucht. (Leider habe ich es mir nicht notiert, welche Geschichten sie vorgelesen hat – ich bin mir sicher, ich würde mich wieder daran erinnern, wenn ich anfangen würde, das Buch zu lesen. Aber eine Lieblingsstelle habe ich schon gefunden, das ist die auf den Seiten 29 und 30.)

Viele Lieder aus „Ho Rugg“, „ohne di“ („da wind“ war besonders schön) und „es lem“ wurden gespielt und aus letzterem sogar das selten gespielte „flagduam“. Geschmäcker sind verschieden, aber auch live konnte mich Ursula Strauss mit ihrem Gesang nicht überzeugen.
Es war dennoch ein sehr schöner und gelungener Abend mit einem gemischten Publikum im ausverkauften Rabenhof-Theater. Mit meinem Sitznachbar konnte ich nachher ein paar Worte wechseln, er kennt Ernst Molden von seinen Kolumnen und er schätzt das Lokalkolorit sehr.

Einen Monat später holte ich mir im Nachbarbezirk ein Autogramm von Ernst mit einer sehr lieben Widmung auf mein „Wien Mitte“. Den Termin am 25. März 2014 im Leopoldstädter „tiempo nuevo“ hatte ich mir auch schon lange vorgemerkt, aber erst am Vormittag diesen Tages entschied ich mich nun, hinzugehen. Die Entscheidung habe ich nicht bereut. Wie schön solche „Happenings“ im kleinen Rahmen stattfinden! Die Klappsessel waren bis auf die letzten Reihen besetzt, ursprünglich konnte ich einen freien Platz in der zweiten Reihe ergattern, aber dann saß ein recht großer Mann vor mir und ich sah nichts und – Wunder! – in der ersten Reihe wurden drei Plätze frei und ich nahm eines in Anspruch.
Ich komme gleich dazu, warum ich diese kleineren Rahmen bevorzuge: Ich verstehe auch nämlich besser. Viel besser. Ernst war mir an diesem Abend näher und auch viel persönlicher als im Rabenhof-Theater. Er erzählte von seiner früheren Laufbahn als Romanschriftsteller, aber da er ein schlechter Vorleser sei, habe er sich für die Musik entschieden. (Dennoch danke für „doktor paranoiski“ und „Austreiben“! „Biedermeier“ habe ich mir nun endlich gekauft und freue mich schon auf den Lesegenuss.) Die Lesung eröffnete er mit „Da Schnee“ und im Zeichen des trügerischen Frühlings las Ernst einige ausgewählte Kolumnen vor, die großteils mit dem Frühling zu tun haben. Mitten im „Frühlingspotpourri“ und was für „ein Jammer“ es sei, die Lesebrille herausholen zu müssen, bekamen wir „Rudolfstiftung“, „74A“, „Schlachdhausgossn“, „Malipop“ und „Drom en Noadn“ zu hören. Berührend wurde es mit dem Lied „Heanoisa Oma“, die Kolumne vom 9. März 2013 wurde vorgelesen und als ausgleichendes „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“-Gegenpol bekamen wir die Kolumne über den Tod von Hamster Greg Molden, welches dem Erstgeborenen gehörte, zu hören. Zum Schluss wurden noch „Dei Keawal“, „Da Cerny“, „Ho Rugg“ und „Liad ibas Losziagn“ gespielt.


Das aufmerksame Publikum, welches anscheinend aus der Stammkundschaft des „tiempo nuevo“ bestehen dürfte, war sehr lobenswert. Vielen Dank für den schönen Abend und vor allem für das gemeinsame Foto!
 Und hier noch ein interessanter Artikel auf kurier.at!