Montag, 10. November 2014

07.11.2014 - [rema'su:ri] im Café Schopenhauer

Die Schreibblockade war wieder da.
Gar nicht gut.
Eigentlich glaubte ich, diese früher bekämpfen zu können.

Ich habe mir für das Konzert von Marcus Wiebusch am 3. November 2014 in der Arena eine Karte gekauft, aber vorher machte mich ein hartnäckiger grippaler Infekt zu schaffen und am 3. November kehrte ich zwar wieder auf Arbeit zurück. Aber nicht ganz über den Berg, musste ich schweres Herzens auf das Konzert verzichten – eine Wiederholung hätte ich schon gern gehabt, war das Konzert am 1. Mai 2014 in München so klass und „Konfetti“ gehört zu meinen besten Alben in 2014. (Eine alljährliche Top Ten im Blog folgt noch.)

Umso mehr freute ich mich, nach langer Konzertabstinenz (die CD-Präsentation von Mary Broadcast Band am 25.10.2014 im Theater Akzent war eher mau, so dass mir immer noch ein gutes Konzerterlebnis fehlte), auf [rema'su:ri] am 7. November im Café Schopenhauer.

JETZT freue ich mich gerade, dass die Worte zurückkommen…

Keine Setliste abfotografiert, mir die Reihenfolge der Lieder nicht gemerkt, aber an den Großteil der gespielten Lieder erinnere ich mich noch. Und überhaupt, DIE Besetzung an diesem Abend war speziell. Aber vorher noch eine weitere lange Vorrede:
Den Termin am 7. November entdeckte ich noch an einem abschließenden Sommertag und reservierte so bald als möglich via E-Mail beim Café Schopenhauer, ich erhielt auch eine Bestätigung und kurz vor dem Veranstaltungstag erfuhr ich, dass das Konzert ausreserviert war. Auch brachte ich in Erfahrung, dass aufgrund der räumlichen Gegebenheiten im Café eine halbe [rema'su:ri]-Partie aufspielen wird… wird sicher leiwand werden!

An einem typisch regnerischen Novemberfreitag und genau ein Jahr nach dem „Pinsch“-lastigen, aber sehr stimmigen Konzert im Nussdorfer „Bamkraxler“ betrat ich das recht gut gefüllte Café und mir wurde ein Tisch zugeteilt, wo ich kaum die Musiker sehen konnte. Hier an dera Stö:
  •  Wenn ich ein gratis Konzert besuche, dann kann es mir wurscht sein, wo ich sitze – sei der Platz gut oder schlecht, sehe ich viel oder wenig.
  •   Ich zahle den gleichen Preis (wenn auch nur 12 EUR) wie die Besucher, die einen super Platz haben – dann geht es nicht, dass ich nur höre und kaum etwas sehe. Solche Tische gehören eher den Kurzentschlossenen, die fünf Minuten vor Konzertbeginn auf die Idee kommen könnten, bei einer gewissen Ottakringer Wirtshaus-Partie, die in Währing Station macht, vorbeizukommen.
  •    Und ich bin mir absolut sicher, dass ich zu den ersten gehört habe, die im Schopenhauer für das Konzert reserviert hat (August 2014) und dann einen solchen Tisch zugeteilt bekommen?
  •   Und zu guter Letzt: Analfapeten aler Lender, verainigt euch! Meinem Vornamen auf dem Post-it-Zettel ein weiteres „n“ hinzufügen, gab mir den Rest!
Ich war angefressen, keine Frage. Ich bin auf eine „Verantwortliche“ gestoßen … ok, ich hätte mich hier ein wenig beherrschen sollen, als ich sie auf meine Situation ansprach, aber es ging in diesem Moment einfach nicht. Die Angesprochene, erstaunt, verdattert, verwundert, belustigt über meinen Ausbruch, versuchte zu kalmieren und sprach eine andere Besucherin an, die mir bereitwillig ihren besseren Platz überließ (wofür ich mich auch nach dem Konzert bei ihr bedankte). Aber dennoch: So schnell werde ich sicher keine Veranstaltung im Café Schopenhauer besuchen.
Ende der langen Vorrede. Wäre ich auf dem besch….eidenen Platz sitzen geblieben, gäbe es keine Fotos und für mich ein Konzertbericht ohne selbst gemachte Fotos? Die Schreibblockade hätte sich gefreut darüber.
So kam ich zum Glück in den Genuss eines wundervollen Abends mit einer halben Partie, die aber ihre Sache dopplermäßig, äh, doppelt so gut machte. Um da Wirt scharten sich die Stammgäste Frau Marie, da Kistenmann und ferner da Sinnierer-Koal und da Dokta. Wobei die letztgenannten ihren stimmlichen Beitrag zu „Fluchthelferin“ geleistet haben. Durch einen Fahrradunfall noch rekonvaleszent, ließ sich da Sinnierer durch den gern gesehenen Gast Michael „Django Reinhardt“ Scheed ersetzen. Dass Herr Scheed vielseitig einsetzbar ist, kann man auch in diesem Bericht nachlesen. Dennoch freue ich mich darauf, wenn da Sinnierer wieder voll einsatzfähig sein kann. 
Michael Scheed, Christoph Michalke, Tino Klissenbauer, Jürgen Mitterlehner, Maria Pammesberger, Carl Majneri

Zu Ehren von Erich Meixner wurde das Konzert mit „Herr Herrgott“ eröffnet, zwischendurch unterhielt uns da Wirt aufs höchste Bier-Niveau mit seinen Geschichten und ich war über meinen besseren Platz dankbar, weil ich ihn akustisch und optisch sehr gut verstehen konnte. Nach „Ned ganz woah“ bereitete uns der Wirt auf die jetzige Jahreszeit vor und es erklang „Sommerschluss“. Auf „Maronibraterin“ als passendes Lied zur Jahreszeit wurde nicht vergessen, trotz fehlender Gerätschaften im Café wurde dennoch „WHDV“ gespielt. Eine kurze Werbeeinschaltung wurde eingeblendet: Auf das Glumpert-Standl wurde hingewiesen, die nächsten Konzerttermine angekündigt und 2015 werden [rema'su:ri] ihr 10jähriges Jubiläum feiern. Mit „Fluchthelferin“ ging es dann in die Pause. 
Nach der Pause ging es mit der feinen Auswahl aus „nackert schmusen“, „Hans im Glück“, „Entschuidige wer bist du“, „Pinsch“, „Schiache Zechn“, „Di man i“ weiter. Mein persönlicher Höhepunkt war wieder „alanech fia dii“, welches der Wirt schon vorher ankündigte (Stichwort „H. C. Artmann“) und diesmal konnte ich mich zusammenreißen und den Liedtitel nicht gleich herausschreien. (Ein Flüstern zu meinem Sitznachbarn hat gereicht.) Publikumsmäßig war sicher die „Hiebeserklärung“ das Bier des Abends. Nach dem „… in Oh-ta-kri-ing“ unterbrach der Wirt das Lied und deutete an, dass dem Publikum doch der Ablauf ganz klar sei und er von ihnen mehr Rückmeldung erwartete. So schallte dann im 18. Hieb das neuerliche „OTTAKRING“ in einem Ausmaß, bei der dann das „Währing“ doch ziemlich zittrig heraustönte. Bei „Am leiwandsten daham“ dachte oder traute sich keiner, aufzustehen – obwohl der Wirt sogar das Wort „Hymne“ erwähnt hat. Die Macht des Einzelzimmers wurde wieder in „Angelina“ demonstriert und zum Abschluss gab es ein Lied von da Wirt und dem Kistenmann am Klavier. Und noch ganz zum Schluss eine „Kwestn & Anser“-Säschn, die aber recht kurz und dürftig ausfiel. Nicht zu ändern, dass hinter den Musikanten das Logo eines recht bekannten US-amerikanischen Getränkes knallrot prangte. (Ich habe eh nur drei Flaschen Stiegl getrunken.)

Ein Konzertabend, der sich für mich doch noch zum sehr Guten gewendet und mich sehr ausgefüllt hat. Ein Konzert ist dann gut und macht auch Sinn, wenn ich mit einer inneren Zufriedenheit und Dankbarkeit die Spielstätte verlasse.
Ich freue mich auf das nächste Mal!