Sonntag, 19. April 2015

16.04.2015 - Thomas Andreas Beck & Band im Schutzhaus zur Zukunft

„Wos is dei Tram?“ – Die Frage stellte mir Thomas Andreas Beck anschließend, nachdem wir vor Konzertbeginn Zeit für ein kurzes Gespräch hatten. Als Antwort stammelte ich, nach den passenden Worten suchend, irgendetwas zusammen; besser hätte ich die Karte hervorziehen sollen, die ich kürzlich in meinem Heimaturlaub erstanden habe.
Seitdem geistert diese Frage in meinen Gedanken herum und mit der Suche nach der Antwort, wenn es eine eindeutige Antwort geben sollte, werde ich nicht hetzen. (Dass ich nebenbei wieder „Sofies Welt“ von Jostein Gaarder lese, hat auch einen erheblichen Einfluss auf meine momentane Stimmung.)
Nun geht es wieder an das Schreiben, den letzten größeren Text verfasste ich am 28. März, danach verfiel ich in eine Art Schockstarre – aus dieser möchte ich nun herausbrechen, da ich das Schreiben (ob nur für mich, für einen bestimmten Menschen oder für einen größeren Leserkreis) als eine Art wohltuende Therapie betrachte. [Mit dem klassischen Tagebuch-Schreiben sollte ich vielleicht wieder anfangen, es ist teilweise schrecklich für einen ordnungsliebenden Menschen, dass ich meine gedanklichen Aufzeichnungen auf irgendwelche Fetzen Papier finde oder in einem nüchtern karierten A4-Kollegblock zwischen Rohfassungen und Notizen für meinen Blog meine therapeutischen Schriften entdecke.]

Eingeläutet wurde der Abend im Schutzhaus mit VITRUV als Vorprogramm. Eine Konzertfreundin schwärmt mir schon seit Jahren von dieser Band, nun kam ich endlich in den Genuss, die Musiker live zu erleben. Die recht kurze Vorstellung war dennoch sehr beeindruckend und ich kaufte mir gleich ihr aktuelles Album. Ich freue mich schon auf das nächste gemeinsame Konzert von VITRUV und Thomas Andreas Beck. 
VITRUV "I Stumble For You"
Nach einer kurzen Pause eröffnete Thomas Andreas Beck mit Gitarre das Konzert, indem er durch den Saal schritt und „Grenzenlos freudiges Licht“ sang. Der Mann hat einfach eine Ausstrahlung, die ich nicht beschreiben kann (und will), man muss ihn einfach er-leben. Und mit dieser Vorstellung spürte ich, dass mir ein schöner Abend bevorstehen wird. 

Nachdem Thomas A. Beck auf die Bühne geklettert ist, begleitete Valentin Oman ihn an den Tasten zu „I mog Di überhaupt nimma mehr“. „Des Schöne muass vagehn…“ Am Schluss des Liedes stießen Bernhard Krinner (Gitarren), Thomas Mora (Bass) und Christoph Schödl (Schlagwerk) dazu. Versuchen wir, „in da Mittn“ zu kommen, „weil dort die Wahrheit liegt – zwischen Ja und Nein, zwischen Haben und Sein“. Soll man die Wahrheit mit einem „Schrei“ erkennen? Oder erst wenn „die Erde lebt und bebt“. Dann schauen wir hin, erst recht hin, „weil es uns nie vergisst.“ „Kawumm“-mäßig war „Großer Held“ eines der Höhepunkte, als am Ende des Liedes Thomas von der Bühne abging, Christoph, Thomas und Valentin auf die Trommeln schlugen und Bernhard sie mit der Tamburin begleitete.
Das kraftvolle Percussion-Outro bei "Großer Held"
Nach der „Großen Mutter“ kam ein kurzer „Unplugged“-Teil, der aber so richtig geknistert hat. Der Großteil der Musikanten begab sich publikumsnah an den Bühnenrand und die Söhne von Thomas A. Beck wurden mit „Endlich entbunden“ und „Mei Bua“ besungen. Während dieser Nummern kroch in mir das Gefühl hinauf, dass eine meiner liebsten Lieder, „Es is net“, in dieses Format sehr gut passen würde. 



Ich wurde dafür beschenkt. Es ist lange her (ich glaube, das letzte Mal am 11.03.2014 in der Christuskirche), dass ich das Lied live gehört habe und nun wurde ich von diesem Lied berührt und gestreichelt – „Es is net, wos du sogst/Es is so sötn, dass du frogst/I hob ka Ahnung, wos du denkst/I siech, was du uns schenkst“. Zwar geht es in dem Lied um einen Vater, aber der Refrain wirkt so allgemeingültig. Hier ein hauchendes „Dankeschön“ für die wunderbare Darbietung des wunderbaren Liedes. 

„Geh doch weg zu mir“ klang wieder sehr programmatisch und bei „Tanz mit Deine Tränen“ konnte ich meine nicht mehr zurückhalten und ich tanzte mit diesen um meine kleine, eigene Welt. Das immer wieder berührende „Andrea“ läutete in die Pause ein.

Pfau, nun war mir wieder bewusst, dass mir Konzerte in solchen Formaten seit Jahren gut tun und ich nehme mir vor, meiner besonderen Leidenschaft wieder verstärkt nachzugehen – so viel Zeit (und Geld) müssen auch wieder (und machbar) sein. Sie tun mir einfach gut, so wie das Schreiben. [Und oft inspirieren meine Konzerterlebnisse mich zum Schreiben und ich trainiere damit die deutsche Schriftsprache.]

Die zweite Hälfte wurde mit „Anna“ eröffnet – hier bin ich nicht so ganz auf dem aktuellen Stand, aber es dürfte zu den neueren Liedern gehören. „Opa ohne Kopf“ regt wieder zum Nachdenken an. „Kum zag di“ (Offizielles Video auf YouTube) als eine von den neueren Liedern taugt mir sehr, die Nummer ist ungeheuer positiv druckvoll und wirkt optimistisch. (Natürlich, nach gewissen Erlebnissen und Erfahrungen will man sich nicht gleich zeigen. Ich würde erst einmal die Vorsichtschiene befahren…) 

"Mei Opfebam"

Beim „Opfebam“ reichte ein Fan aus dem Publikum einen mit einer brennenden Wunderkerze dekorierten Opfe. Nachdem die Wunderkerze ausbrannte, musste Thomas A. Beck in den frisch, saftig, (steirisch?) aussehenden Apfel hineinbeißen.
Ein „neues“ Lied wurde angekündigt. Dabei war es das erste selbst geschriebene und komponierte Lied von Thomas A. Beck. Mit 13, 14 in London zu sein und dem damaligen Mädchen seiner Träume zu begegnen. So, wie auch immer: Das „Uooh-ohoh-ooh“ hat uns zum Mitsingen animiert und wir wünschen uns, dass „Sie is fuat“ nicht aus dem Programm verschwindet.
Das begeisterte Publikum war schon am Toben, einige wagten sich auf die „Tanzfläche“ zwischen Bühne und Tischreihen und die Tanzwut verstärkte sich mit den nächsten Liedern „I denk an di“ und „Alles in die größte Kraft“. Die ausgelassene Stimmung ging in „Tanz Tommi tanz“ über und es ist trotz allem (mit einem lachenden und weinenden Auge) eine „Freude“ in mir drin, „drüber dass i am Leben bin.“
Dass „Liebeslied“ doch noch als Zugabe gespielt wurde, machte mich ziemlich fertig, aber nun flog ich auch mit übers Meer.
Spät heimgekommen, am nächsten Tag wieder in die Arbeit, Extra-Stunden hineingeschoben. Nachher eine Sitzung „Hörtraining“ bei der Logopädin gehabt. Der Freitag war grau und regnerisch, dennoch lugte ein Sonnenstrahl hervor… was für ein wunderbares Konzert, das Thomas Andreas Beck & Band geleistet haben. Beseelt, berührt und gestreichelt. DANKE! 

[Die kursiv angeführten Zitate stammen aus den Liedern von Thomas Andreas Beck.]